Der bekannte Raspberry Pi (oder kurz Pi, RPi) bietet für Smart Home eine sehr große Bandbreite an Möglichkeiten.
Das beginnt bei einer simplen Heizungssteuerung über die separate Nutzung diverser (eQ3) SmartHome-Komponenten bis zur Verbindung der Informationen der angeschlossenen Komponenten und die daraus ableitbaren und automatisierbaren Vorgänge.
Der Raspberry pi
- Einplatinencomputer (Single Board Computer)
- Kosten: rund 50€
- Kreditkartengröße
- Marktstart 2012
- Ziel der Plattform: Jugendlichen eine Grundlage zum Erlernen des Programmierens und Experimentierens bieten (HEIM-PCs sind heute erstens zu komplex und zweitens i.d.R. zu teuer)
- Eignet sich besonders für Robotik-und Embeddedprojekte, Media Center, Thin Client oder Server
- Konkurrenten: Cubieboard, BeagleBone Black, Banana Pi
- Aktuell 3 verschiedene Versionen leicht unterschiedlichen technischen Daten: Modell A, Modell B, Modell B+
Heizungssteuerung mit dem Raspberry Pi
Ein Beispiel für eine erweiterte Logik unter Einsatz der reinen Heizkörpersteuerungskomponenten (aka Regler):
Ich nutze meinen Raspberry Pi dazu, meine diversen Heizkörper zu steuern. Dies tue ich abhängig vom Wochentag und der Uhrzeit. Nun lebe ich nicht alleine, sondern zusammen mit meiner Frau. Wie so viele Menschen haben wir nicht die gleichen Arbeitszeiten und unsere Arbeitszeiten variieren im Wochenrhythmus. Also habe ich die Heizungssteuerung zusätzlich um eine Profilabhängigkeit erweitert. Je nachdem ob nun eine gerade oder ungerade Woche ist, wird die Heizung anders angesteuert. Nie wieder ein kaltes Bad am Morgen oder eine warme Wohnung tagsüber, wenn eh niemand zuhause ist. Auch wenn ich einmal vergessen sollte, das Fenster zu schließen – über den Fenstersensor erkennt der RPi, dass das Fenster geöffnet ist und schaltet die Heizung ab oder gar nicht erst an.
Aktorenschaltungen mit dem Raspberry Pi
Ein weiteres Beispiel für den Einsatz von Stromzählern und -schaltern:
Ich besaß einen Flachbildfernseher von Grundig aus dem Jahre 2012. Da unsere neue Mietwohnung viele Schrägen und kaum gerade Wände hat, musste ich zum Ausschalten der gesamten TV-Elektronik über eine herkömmliche Steckdosenleiste mit Schalter all abendlich hinter den TV-Schrank – schließlich sind die Stand-By-Kosten von TV-Geräten nicht gerade gering, meint man. Also habe ich eine schaltbare SmartHome Steckdose installiert. Diese speichert zusätzlich den Stromverbrauch – sehr gut für die Statistik.
Nach wenigen Wochen des Datensammelns konnte ich an einem simplen Graphen ablesen, wer wann die angeschlossenen Geräte angeschaltet hat und wieviel Energie diese verbraucht haben. Dabei fiel mir ein hoher Grundverbrauch auf, sobald der Fernseher ausgeschaltet wurde. Nach ein wenig probieren hatte ich den Übeltäter gefunden:
Die Soundanlage – klein und unscheinbar – verbrauchte gut 20 Watt/Stunde. Also diese flugs ausgeschaltet und überlegt, was machbar ist, denn man vergisst es ja trotzdem immer mal wieder. Über die nun mögliche Hochrechnung der Energiekosten auf Basis unseres eigenen, realistischen Bedarfs haben wir uns für ein neues TV-Gerät und eine neue Anlage entschieden, die sich mit dem Ein- und ausschalten des TV-Gerätes selbst Ein- und ausschaltet.
Über den Verkauf der beiden vorherigen Geräte und die errechnete Kostenersparnis bei steigenden Energiekosten war die Entscheidung schnell getroffen. Die Steckdose haben wir dann ins Kinderzimmer übergeben und regeln dort nun zeit- oder anlassgesteuert die Stromzufuhr und wenn wir in den Urlaub fahren, dann muss ich mir keine Gedanken mehr ums vergessen ausschalten der Elektrogeräte machen. Das kann ich über das Internet selbst von unterwegs noch machen.
Das waren nur zwei kleine Beispiele, die die Möglichkeiten des Einsatzes von SmartHome auf Basis des RPi widerspiegeln. Nun sind intelligente Stromzähler, -schalter und Heizungsregler auch in den Standardanwendungen von großen SmartHome-Unternehmen vorgesehen und die Einrichtung geht definitiv schneller von der Hand – was also macht den Raspberry als Basis besonders vorteilhaft?
In einem Wort: Komplexität
Je komplexer das Einsatzszenario, je intensiver die Abhängigkeiten unter den einen SmartHome-Komponenten, desto besser ist der Raspberry als Basis geeignet. Er bietet die Möglichkeit, die Individualität des Lebensalltages abzubilden. Noch dazu verbraucht er selbst relativ wenig Strom und kann zeitgleich für weitere Anwendungsszenarien unabhängig von SmartHome genutzt werden. Der Raspberry kann durch USB-Sticks der über GPIO-Steckleiste die verschiedenen SmartHome-Protokolle verarbeiten. Eine beliebte Software ist hier FHEM, welche mit dem EnOcean Pi für kompatibel ist.
Was ist der Nachteil?
Der RPi ist kein klassisches vorgefertigtes System, das man nur noch anschließen muss. Das heißt, der initiale Aufwand, einen Raspberry Pi in Betrieb zu nehmen und einzurichten ist größer als bei einem vorgefertigten System. Es werden Grundkenntnisse in Linux angeraten, jedoch sind auch gute verständliche Schritt-für-Schritt-Anleitung zu finden und auch für Windowsnutzer ist die Installation einfach.
Gastautor Volker
Ich bedanke mich bei Volker, der einen sehr umfassenden und übersichtlichen Einblick in die Welt eine Raspberry Pi gegeben hat.
Damit möchten wir auch auf Lösungen abseits der käuflichen Starterpaketen der verschiedenen Herstellern hinweisen.
Allen ein erholsames Wochenende
Volker & Christian